Der Fachbereich Informatik bietet seit dem Wintersemester 2013
die Bachelor- und Masterstudiengänge "Sozioinformatik" an.
Die Studiengänge sind inzwischen systemakkreditiert und wurden zuletzt 2019 im internen Verfahren der (Re)Akkreditierung qualitätsgeprüft und an die Anforderungen angepasst.
Ab dem kommenden Wintersemester 2019/20 gelten deshalb für neu eingeschriebene Studierende aktualisierte Studienpläne und Prüfungsordnungen. Aufgrund der Rückmeldungen der Studierenden haben sich mehrere Anpassungen ergeben, um das Profil des Studiengangs weiter zu schärfen. Ein Ziel war es, die Pflichtmodule in den beiden Studiengängen (Informatik und Sozioinformatik) stärker anzugleichen und dadurch die Ausbildung in den formalen Grundlagen deutlich zu erweitern.
In den letzten Jahren hat sich immer mehr gezeigt, dass Softwaresysteme das Potenzial
für tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungen haben. Beispiele dafür sind die neuen
Kommunikationsmöglichkeiten auf sozialen Netzwerkplattformen wie Facebook, die Software liquidFeedback,
die von der Piratenpartei für ihre demokratische Entscheidungsfindung genutzt wird, aber auch Software,
die mehr im Verborgenen arbeitet, wie die smarten An- und Verkaufsprogramme, die mit Hochgeschwindigkeit
Aktien an den Börsen handeln, und dabei in Minutenschnelle Aktienwerte vernichten können.
An diesen Beispielen wird schon deutlich, dass nicht jede computergestützte Informationsverarbeitung auch jedem Bürger und jeder
Bürgerin gleich gut gefällt: manche Softwareprojekte sind von vornherein zum Scheitern verurteilt,
wie zum Beispiel die Idee, die Kreditwürdigkeit einer Person unter anderem danach zu bewerten, mit wem
sie auf einer sozialen Netzwerkplattform Kontakt pflegt. Nach publik werden dieser Forschungsidee im
Jahr 2012 regte sich soviel Widerstand, dass die beteiligten Personen und Institutionen das Projekt
schnell fallen ließen.
Es wird daran deutlich, dass Software heutzutage nicht mehr ein einfaches Produkt
ist, sondern in einem sehr spezifischen, sozialen Kontext eingebettet ist. Mensch - Organisation - Gesellschaft und Software
bilden hierdurch ein komplexes soziotechnisches System, das neue Forschungsfragen und Anwendungsfelder mit sich bringt.
Um den wachsenden Bedarf an Sozioinformatikerinnen und Sozioinformatikern zu decken, bietet die RPTU in Kaiserslautern daher
ab dem Wintersemester 2013/14 am Fachbereich Informatik und in Zusammenarbeit
mit den Fachbereichen Wirtschaftswissenschaften und Sozialwissenschaften den deutschlandweit
einzigartigen Bachelor- und Masterstudiengang Sozioinformatik an.
Das Studium
Die Sozioinformatik beschäftigt sich vorrangig mit der Analyse und Modellierung der Wechselwirkungen von Gesellschaft und Informatik,
der Co-Evolution von gesellschaftlichen Normen und Prozessen, und der Software, die sie dabei unterstützt.
Um diese Wechselwirkung zu verstehen, vermitteln wir in den Bachelor- und Masterstudiengängen Sozioinformatik:
- die notwendigen Grundlagen der Informatik,
- Methoden aus der empirischen Sozialforschung und der Psychologie,
- die mikroökonomischen und spieltheoretischen Modelle der Wirtschaftswissenschaftler,
- einen profunden ethischen Standpunkt im Dialog mit der Philosophie,
- und nicht zuletzt ein gutes Verständnis der Rechtslage.
Dabei geht es in der Informatik vor allem auch um neuartige Modelle, die dabei helfen sollen, den spezifischen
Herausfordernungen von sozial eingebetteter Software zu begegnen. Dementsprechend enthält der Informatik-Teil des Studienplans
insbesondere Methoden des Software Engineerings, Vorlesungen zu Informations- und Kommunikationssystemen, zu Projektmanagement und
zu webbasierten Softwaresystemen (Web 2.0, Internetsicherheit, ...). Um diese umfangreichen Kenntnisse in einen einzigen
Studiengang integrieren zu können, wurden bei diesem Studiengang auf Vorlesungen aus der höheren Mathematik, der Theorie
der Informatik und den technischen Grundlagen von Computern weitgehend verzichtet.